Aktuelles von den Wanderern
Jahresbericht Wandern 2022
2022 – Wieder einmal Wandern ohne Corona-Einschränkungen
Bewegung an frischer Luft tut nicht nur gut, sondern wirkt sich auch positiv auf Stoffwechsel, Kraft und Ausdauer aus. Wandern ist Gesundheitssport, und gerade nach den Einschränkungen der Pandemie ist wandern wieder uneingeschränkt in unseren Wandergruppen möglich gewesen.
Die Wanderabteilung hat zum Stichtag 31.12.2022 107 Mitglieder, davon 84 aktiv, 23 inaktiv. 48 Mitglieder wandern beim WGC, 34 bei den Sonntagswanderern und 2 bei den Seniorenwanderern.
„Wandern ist eine Tätigkeit der Beine – und ein Zustand der Seele“, sagt der Philosoph Josef Hofmiller
Schauen wir auf das Wanderjahr 2022, blicken wir auf geplante 52 Wanderungen (ohne Seniorenwandergruppe) zurück. Ohne Einschränkungen durch Lockdowns konnten alle Wanderungen durchgeführt werden. Auch in diesem Jahr spielte das Wetter wieder einmal hervorragend mit. Wir hatten viel Sonnenschein und wenig Niederschlag bei unseren Touren.
Sonntagswanderer
Wie in den vergangenen Jahren auch, trafen sich die Sonntagswanderer auf dem OTB Parkplatz am Haarenufer zu ihren Wanderungen in die Umgebung. Regelmäßig nahmen 15 bis 30 Wanderer an den Wanderungen teil. Im Wanderjahr 2022 wurden alle geplanten Wanderungen durchgeführt. Es kümmerten sich wechselnde Wanderinnen und Wanderer aus der Gruppe um die Organisation der Wandertouren.
Gut war auch in diesem Jahr wieder das Interesse an der Wanderreise der Wanderabteilung, die traditionell von der Sonntagswandergruppe organisiert wurde und zum 47. Mal stattfand. Zwanzig WanderfreundInnen nahmen teil. Ein herzlicher Dank für die Vorbereitung und Organisation und Durchführung dieser Fahrt geht an Bettina von Alten und Heiko Dinklage. Die Reise führte diesmal vom 05. – 10. September nach Neustadt-Glewe im schönen Mecklenburg . Die Kleinstadt mit ca. 8000 Einwohnern, eine ehemalige Ackerbürgerstadt, war Standquartier für die Reisegruppe. Die mittelalterliche Burganlage ließ die Gruppe staunen, ist die Anlage doch die Älteste noch erhaltene Wehrburg Mecklenburgs und Wahrzeichen der Stadt. Herrschaftliche Unterkunft war ein ehemaliges Schloss, das nach der Wende aufwendig renoviert wurde. Von hier aus erkundete die Gruppe per Bus und Bahn die verschiedenen Gebiete der Region.
Natürlich wurde viel gewandert. Beispielhaft sei die Wanderung auf dem Rundweg um den wunderschönen Wockersee bei Parchim genannt.
Auch die Kultur kam nicht zu kurz. Schloss Ludwigslust, das Jagdschloss aus dem 17. Jahrhundert, nach französichem Vorbild ausgebaut, das Hagenower Museum für Alltagskultur, wurden jeweils aufgesucht und kompetente Führer machten vertraut mit der geschichtlichen Entwicklung und den damaligen Lebensverhältnissen.
Ein ausführlicher Bericht von Eva-Maria Fischer ist in OTB-Mitteilungen Nr.4/2022 erschienen.
Nach zweijähriger Corona bedingter Pause starteten auch endlich wieder 38 Sonntagswanderer am 8. Mai 2022 zu einer „Kulturwanderung“, die von Anne Dobrat und Heiko Dinklage sehr gut vorbereitet und durchgeführt wurde. Mit dem Bus wurde die Krummhörn erkundet, gelegen im Nordwesten Ostfrieslands, wo sie die Stadt Emden westlich bis nördlich umrahmt, aber dennoch zur Gemeinde Aurich gehört. Sie liegt teilweise mehr als 2 m unter dem Meeresspiegel und wird von ca. 13.000 Einwohnern besiedelt, die in 19 kleinen Ortschaften leben.
Schönstes Frühlingswetter verwöhnte den ganzen Tag über und ließ in der Landschaft das satte Grün der Wiesen, das Gelb vieler blühender Rapsfelder und das Blau des Himmels besonders strahlen.
Auch hier verweise ich auf den ausführlichen Bericht von Eva-Maria Fischer (OTB-Mitteilungen 2/2022).
Für das traditionelle mittägliche Eintopfessen in den Zielgasthöfen sorgte wieder Gerda Salomon, der an dieser Stelle besonders gedankt wird.
Seniorenwandergruppe
Die Seniorenwandergruppe ist alters- und gesundheitsbedingt stark geschrumpft. Lediglich Peter Holl und Dieter Mielenz treffen sich noch regelmäßig zu kurzen Wanderungen in die Umgebung.
Weitgehclub (WGC)
Der nunmehr seit 74 Jahren bestehende Weitgehclub (WGC) wollte im Jahr 26 Wanderungen durchführen. Auch der WGC konnte zu allen geplanten Wanderungen starten. Der Chronik nach waren es die Wanderungen 1.832 bis 1.857. Jeden zweiten Dienstag wurde im Umkreis von Oldenburg gewandert – die Langlöper um 8.00 Uhr, die Middelpetter um 9.00 Uhr und die Kurztreter um 9.30 Uhr. Treffpunkt war immer eine Gaststätte/ein Restaurant. Von dort ging es dann unter der Leitung der jeweiligen Wanderführer auf einen Rundwanderkurs von 20 km/15 km/10 bzw. 5 km. Um 12.30 Uhr trafen sich die Gruppen wieder zum gemeinsamen Mittagessen.. Da einige Gasthöfe/Restaurants wegen Personalknappheit nicht für uns öffnen wollten oder konnten, mussten wir den Wanderplan mehrfach anpassen. Am Ende haben wir aber immer einen Platz für uns gefunden.
Wie gewohnt sorgte Heiko Dinklage dafür, dass wir unseren erwanderten Appetit mit kleinen Gerichten und leckeren Desserts decken konnten.
Auf die Nachmittagswanderungen für einige Unentwegte haben wir in diesem Jahr verzichtet.
Die „Kleine Kulturwanderung“, die uns unter Leitung von Folker von Hagen zur Uni Vechta und zur dortigen evangelischen Kirche, die zugleich Kirche des Frauengefängnisses ist, führen sollte, mussten wir leider noch einmal absagen.
Höhepunkt des Wanderjahres war sicher die gemeinsame Wanderreise nach Breslau. Vom 1. bis 05. Juli war die niederschlesische Metropole das Ziel von 26 Wanderern. Unser Wanderbruder Siegmund Fröhlich hat diese Reise in das wegen ihrer mehr als 120 Brücken auch als „Venedig des Ostens“ genannte Zentrum im Westen Polens akribisch vorbereitet und mit Herzblut durchgeführt. Ihm gilt unser besonderer Dank.
Diese Stadt zog uns sofort in ihren Bann, was vielleicht an der Mischung aus polnischer, deutscher, böhmischer und habsburgischer Vergangenheit gelegen hat. Alle Facetten der Architektur treffen hier aufeinander – vom gotischen Prachtbau bis zum sozialistischen Monumentalbau. Heute gilt Breslau als eine der schönsten Städte Polens. Begeistert hat uns der historische Marktplatz, die lebendige Markthalle, die Bürgerhäuser am Salzmarkt, in der Universität die großartig restaurierte Aula Leopoldina. Ein weiterer Höhepunkt war der Empfang durch das Direktorium der technischen Universität. Hier hat unsere ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel u.a. ihre Ehrendoktorwürde erhalten.
Berndt Wozniak hat in den OTB-Mitteilungen Nr. 3/2022 einen ausführlichen Reisebericht veröffentlicht. Auf diesen Bericht verweise ich für weitere Details dieser eindrucksvollen Wanderreise.
Die Generalversammlung, die traditionsgemäß immer im Januar im Gasthaus Brüers in Munderloh stattfindet und die mit einem gemeinsamen Grünkohlessen ausklingt, wurde wegen einer in Oldenburg herrschenden Corona-Infektionswelle sicherheitshalber abgesagt. Die Wanderer erhielten den Jahresbericht, die Wanderchroniken, die Wanderstatistiken und den Kassenbericht per „Post“.
Der amtierende Kohlkönig Jochen I. Schuler behält seine Königswürde daher ein weiteres Jahr.
Traditionskohlfahrt:
Die Traditionskohlfahrt des OTB, die Ende Januar zum 151. Mal stattfinden sollte, fiel aus den vorgenannten Gründen ebenfalls aus.. Unser Wanderbruder Berndt Wozniak bleibt daher ebenfalls ein weiteres Jahr Kohlkönig, genau wie die amtierende Königin Katja Leinau aus der Tanzabteilung.
Ehrungen
Innerhalb der Wanderabteilung wurden besonders geehrt:
Hermann Klasen, Heinrich Meiners, Jochen Schuler für 5000 km,
Jochen Künkel für 3000 km,
Lutz Albers, Ingo Deelwater, Rolf Giele. Günter Janssen für 2000 km.
Hier noch einmal ein herzlicher Glückwunsch für diese Wanderleistung.
Erwähnenswert sind folgende runde Geburtstage, die Mitglieder unserer Wanderabteilung im vergangenen Wanderjahr vollendet haben:
80 Jahre: Elfriede Coburger, Antje Grotelüschen, Clemens Meyer, Folker von Hagen, Michael Huppke
90 Jahre: Monika Hemmen, Heyko Buss
Besonders hervorheben möchte ich auch in diesem Jahr alle WanderInnen, die im vergangenen Jahr älter als 90 Jahre wurden:
Rudolf Dohrmann (98), Hans Hemmen (99), Annemarie Krull (97),
Unsere herzlichen Glückwünsche zur Vollendung dieser hohen Geburtstage.
Zu unserem Leben - auch zu einem Wanderleben - gehören Abschiede!
Wir Wanderer haben auch im vergangenen Jahr langjährige Wanderfreunde verloren!
Zusammen mit den Angehörigen betrauern wir den Tod von
Dr. Johann Vollmers im Alter von 90 Jahren am 02.03.2022
Hermann Rudolph im Alter von 96 Jahren am 05.07.2022
Karl - Jürgen Sporkert im Alter von 92 Jahren am 04.12.2022
Prof. Dieter Finck im Alter von 83 Jahren am 29.12.2022
Viele aus unserem Kreis erinnern sich an die gemeinsamen Wanderungen mit den Verstorbenen und werden sie in guter Erinnerung behalten.
Alle Aktivitäten der Wandergruppen ließen sich nur durchführen, weil engagierte Mitglieder der Abteilung sich eingesetzt und so die große Vielfalt an Veranstaltungen möglich gemacht haben.
Zu Schluss möchte ich in besonderem Maße Dank sagen
den Organisatoren der Sonntagswandergruppe, Gerda Salomon, Irmgard Mohrmann Anne Dobrat, Klas Krüger, Heiko Dinklage
dem Vortreter des Weitgehclubs, Berndt Wozniak
Durch Eure selbständige Arbeit in Euren Gruppen habt Ihr meine Arbeit als Abteilungsleiter sehr leicht gemacht. Dafür ein herzliches „Dankeschön“!
Zugleich möchte ich es aber nicht versäumen, auch den Wanderführerinnen und Wanderführern sowie allen, die sich in der Wanderabteilung aktiv durch Übernahme von Sonderaufgaben betätigt haben, sei es durch das Schreiben von Protokollen, Beiträgen und Berichten, das Fortführen der Chronik des WGC, das Pflegen des Internetauftrittes und unseres Archivs, das Absprechen der Mittagsmahlzeiten mit den Lokalbetreibern, das Vortragen von Geschichten und Gedichten, beim Singen im Winterhalbjahr sowie den Besuch bei erkrankten oder zu ehrenden Wanderinnen und Wanderern unserer Abteilung ganz besonders zu danken.
All diesen fleißigen Helfern ist bewusst, dass unser OTB kein Dienstleistungsbetrieb ist, sondern ein Sportverein, in dem ein kameradschaftliches und helfendes Miteinander zum Gelingen einer jeden Wanderung oder anderer Veranstaltungen selbstverständlich ist.
Berndt Wozniak, Abteilungsleiter Wandern
47. Wanderreise der Sonntagswanderer führt nach Mecklenburg-Vorpommern
Wanderer erkunden Neustadt-Glewe und die Umgebung - Bettina von Alten und Heiko Dinklage organisieren spannende Reise
Am Marktplatz in Hagenow vor dem Fiek`n Brunnen mit den Marktfrauen - typische Szene des täglichen Lebens und zugleich Abbild urig schrulliger Charaktere der Region
20 Sonntagwanderer starteten am 5. September 2022 mit dem Bus in die Lewitz, ein Gebiet im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns gelegen, das vom Tourismus ein wenig „links liegengelassen“ wird. Exzellent geplant und durchgeführt wurde diese Wanderfahrt wie in den vergangenen Jahren von Bettina von Alten unter Mithilfe von Heiko Dinklage.
Standquartier war die Kleinstadt Neustadt-Glewe mit knapp 8.000 Einwohnern, eine ehemalige Ackerbürgerstadt, die eine mittelalterliche Burganlage und ein großes nach der Wende renoviertes ehemaliges Schloss vorweist, das jetzt als Hotel geführt wird, in dem wir nächtigen durften. Von hier aus erkundeten wir - nach Anfahrten mit Bus oder Bahn in die verschiedenen Gebiete dieser Gegend - täglich die durch die letzte Eiszeit mit ihren Grund- und Endmoränen geprägten Wald-, Feld-, Wiesen- und Wasserlandschaften.
Auch die Kultur kam nicht zu kurz, wie z. B. am dritten Tag die Besichtigung des Schlosses Ludwigslust in der gleichnamigen Stadt, ein ehemaliges Jagdschloss, das im 17. Jahrhundert nach französischem Vorbild von Herzog Friedrich (der Fromme) von Mecklenburg-Schwerin ausgebaut wurde und danach ca. 80 Jahre lang der Regierungssitz der Herzöge war.
Die Stadt Ludwiglust wurde in dieser Zeit von einem kleinen Gutsdorf in eine dem Schloss angepasste Stadt umgestaltet. Den „englisch“ angelegten großen Schlosspark lernten wir auf einem geführten Spaziergang ebenfalls kennen. – (Im Park besichtigten wir u. a. auch das klassizistische Mausoleum der Zarentochter Helena Pawlowna, die mit dem Erbprinzen Friedrich Ludwig zu Mecklenburg verheiratet war, jedoch nach sehr kurzer Ehe Anfang des 19. Jahrh. starb. Heiko Dinklage wusste zu berichten, dass ihre Schwester Katharina einen Sohn „unseres“ Oldenburger Herzogs Peter Friedrich Ludwig geheiratet hatte; damit stellte er einen Bezugspunkt zwischen Oldenburg, Mecklenburg und Ludwigslust her!)
Sowohl auf unserer Hin- als auch auf der Rückfahrt wurden Wanderungen und Besichtigungen vorgenommen; auf der Hinfahrt nutzten wir am Schaalsee die Pause für eine kleine Bootsfahrt und erfuhren dabei, dass in dessen Mitte bis 1989 die innerdeutsche Grenze verlief. Er liegt westlich des Schweriner Sees in einem Biosphärenreservat. Da er sehr fisch- und vogelreich ist, erhielt er 2019 die Auszeichnung als „Lebendiger See des Jahres“. Er weist eine Wassertiefe bis 70 m auf und ist mit einer Länge von 16 km und zwar der längste, aber nicht der größte See Norddeutschlands; die Müritz und der Schweriner See sind erheblich größer. An diese kleine Bootsfahrt schloss sich eine geführte Wanderung auf einem angrenzenden Moorlehrpfad an, auf dem uns der Ranger nicht nur die Entstehung dieses geschützten Niedermoores erläuterte, das nach einem Kalkabbau im 20. Jahrhundert entstanden war, sondern vor allem die vielfältige Pflanzen- und Vogelwelt schilderte und uns stets zeigte, was er Bemerkenswertes so „nebenbei unseres Weges“ entdeckte. Nach und nach zog er aus seiner Tasche einige ausgestopfte Vögel, die hier leben, auch der „Vogel des Jahres“, der Wiedehopf war dabei. Die Wichtigkeit von Altholz für die Insektenwelt sowie die Nützlichkeit des Schilfs zur Herstellung von Baumaterial erwähnte er, was einigen von uns bisher vielleicht unbekannt war.
Unsere Heimfahrt unterbrachen wir am Schweriner See, dem zweitgrößten See Mecklenburg-Vorpommerns, um dort am südlichen Teil eine Halbinsel zu umwandern. Unterwegs konnten wir von einem gemauerten Aussichtspunkt aus zwei in der Nähe gelegene bewaldete Inseln und in der Ferne die Stadt Schwerin sehen, die wir aber nicht besuchten.
Unser Reiseziel, die Lewitz, wurde an vielen Stellen unter Naturschutz gestellt, große Teile sind sogar als Europäisches Landschafts- und Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Auf unseren Wanderungen wurden unsere biologischen und geologischen Kenntnisse aufgefrischt, aber auch vieles Neue aus Geschichte, Flora und Fauna wurde uns vermittelt, wie z. B. am 2. Tag auf einer größeren Busrundtour durch das eigentliche Lewitz -Areal mit einem sehr erfahrenen Ranger, der in begeisternder Weise immer wieder die dort lebenden Tiere, Vögel und Pflanzen aufzählte und benannte, vor allem wenn er sie vom Bus aus oder beim anschließenden gemeinsamen Wandern gerade entdeckte. Das ganze Gebiet ist von Seen und künstlich angelegten Teichen durchzogen und zudem durch Flussläufe und Kanäle miteinander verbunden. In nördlicher Richtung kann man auf dieser Müritz-Elde-Wasserstraße und ihren vielen Abzweigungen und Kanälen mit einem Boot bis zur Ostsee bzw. bis nach Hamburg gelangen, in Richtung Süden über die Elde, die in Neustadt-Glewe hinter unserem Hotel vorbeifließt, schließlich bis zur Elbe bei Dömitz.
Das einstmals dicht bewaldete Gebiet wurde ab dem Mittelalter mehr und mehr abgeholzt zur Gewinnung von Bauholz (sogar in Hamburg hat man Eichen aus der Lewitz entdeckt, die vor 900 Jahren bei der Gründung verwendet wurden), für Abgaben an den fürstlichen Hof, aber auch zur Herstellung von Holzkohle für Schmelzöfen, in denen Glaswaren hergestellt wurde, sog. Waldglas, das uns in einem Museum in Hagenow gezeigt wurde, und zur Verhüttung von Raseneisenstein.
Im 19. Jahrhundert begann man auf Anweisung der regierenden Herzöge mit der Wieder-aufforstung und baute Straßen, vorher gab es nur Dämme, die aber alle einen Namen trugen mit ihrem jeweiligen Ziel. Auch wurden Kanäle zur Entwässerung angelegt und am Ende des 19. Jahrhunderts riesige Fischteiche, von denen es heute noch viele gibt, vorwiegend zur Aufzucht von Karpfen, die jetzt nur noch extensiv nach strengen Vorgaben des Naturschutzes erfolgt. Von einem Aussichtsturm an einer Brücke (im Volksmund „Blaues Wunder“ genannt) konnten wir einen beeindruckenden Blick über diese größte zusammenhängende Teichlandschaft Norddeutschlands und einen Abschnitt der nebenher verlaufenden Müritz-Elde-Wasserstraße werfen.
Nachdem in der DDR-Zeit die Böden noch stärker entwässert wurden, um erfolgreich ergiebige Rinderzucht betreiben zu können, machte man dies ab 1990 teilweise wieder rückgängig, so dass erneut viele Feuchtwiesen und Niedermoore entstanden und einige Pflanzen-, Vogel- und Tierarten, die verschwunden waren, wieder heimisch werden konnten. Man hat jetzt 256 Vogel-, 400 Schmetterlings- und 30 unterschiedliche Libellenarten gezählt. In den Wiesen der Lewitz grasen und überwintern mehr als 40.000 Wildgänse und ab Oktober legen zahlreiche Zugvögel hier ihre Rast ein. Daher gilt ein Verbot für Windräder. Die Anzahl der Tiere, z. B. Störche, hat leider trotz des Schutzes abgenommen, weil für die Aufzucht der Jungen oft genügend Futter fehlt. Rinderzucht wird zwar noch betrieben, aber in geringerem Maße und vorwiegend aufgestallt, weil das billiger ist. Im Freien weidende Kühe sahen wir vom Bus aus zwei Mal in Form von großen Mutterkuhherden.
Auf unseren Wanderungen haben wir sowohl Sonnenschein und wohlige Wärme erlebt, als auch den ersten Regen nach wochenlanger Regenpause. Den schönen 6 km langen Rundweg um den Wockersee bei Parchim legten wir - nach trockenem Start – weitgehend bei Regen zurück, der leider ein langanhaltendes Gewitter im Gepäck hatte, was uns – dicht am See laufend – gar nicht behagte und zudem den Eindruck dieses idyllischen Sees im wahrsten Sinne des Wortes sehr trübte. Kurz vor dem Erreichen unseres Busses durchnässte uns noch ein heftiger Sturzregen, selbst beste Regenausrüstung konnte nasse Hosenbeine nicht völlig verhindern. Eine leckere Soljanka in einem gepflegten Lokal am Rande eines kleinen Ortes ließ uns wieder trocken werden. Den Nachschlag durften wir eigenhändig schöpfen aus einer „Suppenvase“, dies war die uns erheiternde Bezeichnung der Bedienung für den großen Warmhaltesuppenkessel.
Die geschichtliche Entwicklung von Neustadt-Glewe erfuhren wir bei einem Stadtrundgang von einem Mitglied des örtlichen Kultur- und Heimatvereins. In Ludwigslust sowie in Hagenow, wo wir auch das dortige Museum für Alltagskultur der „Griesen Gegend“ aufsuchten, erhielten wir ebenfalls kompetente Informationen über die geschichtliche Entwicklung, beginnend mit der ersten Besiedlung durch slawische Stämme, die Geschichte des ansässigen Fürstengeschlechts, den Bau der Städte, etliche als Ackerbaustädte (z. B. Neustadt-Glewe und Hagenow) und über das Leben in den Städten und dortige Stadtbrände sowie über industrielle Anfänge (Glasbläserei, Abbau von Raseneisenstein). Auch die gute Entwicklung der Infrastruktur in einigen Dörfern in der DDR-Zeit war Thema bei der Durchfahrt eines größeren Dorfes. Einer unserer Führer, Herr Nickeleit, der uns an mehreren Tagen begleitete, hatte bereits während seiner beruflichen Tätigkeit in der DDR freiwillig viele Wanderungen in der Lewitz organisiert und durchgeführt und kannte sich daher sowohl mit der Natur, als auch mit Kultur bestens aus und konnte auch alles sehr lebendig erzählen.
Die Abende wurden – abgesehen vom 1. Abend, an dem uns der zukünftige Bürgermeister von Neustand-Glewe begrüßte – von Mitgliedern unserer Reisegruppe gestaltet.
Eckhard Grotelüschen stellte uns den Briefroman „Jürnjakob Swehn“ vor, verfasst von Johannes Gillhoff, dem Sohn des Adressaten, und las einige Passagen daraus vor. Der „Briefschreiber Jürnjakob Swehn“ war ein junger armer Mann aus der „Griesen Gegend“ der Lewitz, der 1868 nach Amerika ausgewandert war und es dort durch seinen Fleiß vom Tagelöhner bis zum Farmbesitzer gebracht hatte. Im Laufe seines Lebens berichtete er in „seiner schlichten Redeweise“ seinem ehemaligen Lehrer in der Heimat über seine Erlebnisse, seinen Werdegang, sowie über „Andersartiges“ in der Neuen Welt.
Irmgard Mohrmann hatte in ihrem überaus vielseitigen Vortrag als Thema die Kartoffel gewählt, die vor 500 Jahren aus Peru nach Europa eingeführt und zunächst nur als Zierpflanze hier gehandelt wurde. Es dauerte sehr lange, ehe sie auf den deutschen Speisetellern landete. Friedrich der Große erreichte - z. T. gewaltsam - Mitte des 18. Jahrhunderts, dass die Bürger sie als Hauptnahrungsmittel akzeptierten, vor allem als sie endlich feststellten, dass die Kartoffel preiswerter war als Brot, weil sie diese selbst anbauen und beim Verkauf sogar Geld verdienen konnten. Dies ermöglichte es Friedrich dem Großen, im Kriegsfall für seine Soldaten stets volle Getreidespeicher für deren Ernährung zur Verfügung zu haben.
Bettina von Alten hatte - trotz der umfangreichen Vorbereitung für diese Wanderfahrt – auch noch einen abendlichen Vortrag ausgearbeitet und - passend am Abend nach unserer Besichtigung des Schlosses Ludwiglust - ein musikalisches Thema gewählt: Hofkomponisten. Im Mittelpunkt stand dabei der 1750 in Österreich geborene Kontrabassist und Komponist Johannes Matthias Sperger, der nach mehreren Zwischenstationen in Deutschland und im europäischen Ausland schließlich 1789 als Hofkomponist im Schloss Ludwigslust eine Anstellung und damit ein festes Einkommen bis an sein Lebensende fand. Johannes Sperger schrieb viele Sinfonien und mehrere Instrumentalkonzerte, die er auch zur Aufführung brachte. Aber trotz seiner Stellung als Hofkomponist durfte er nicht an der Hoftafel speisen, sondern musste gemeinsam mit den Bediensteten seine Mahlzeiten einnehmen. Am Ende spielte uns Bettina mittels eines Videos den Ausschnitt eines Streichquartetts von ihm vor.
Am letzten Abend haben wir wie üblich gemeinsam in großer Runde Wanderlieder gesungen, die Dagmar Weber-Kuper anstimmte, und Elfriede Coburger las traditionsgemäß plattdeutsche Döntjes vor. Heiko Dinklage hielt abschließend eine sehr launige Dankesrede, adressiert an Bettina von Alten, die diese Reise minutiös vorbereitet hatte. Bettina hatte stets gute Laune und verbreitete auch Fröhlichkeit, die ansteckend war. Für all das möchten wir ihr an dieser Stelle nochmals sehr herzlich DANKE sagen! Aber unser Dank gilt ebenfalls Heiko, der mehr im Hintergrund wirkte, aber Bettina sicher mehr unterstützt hatte, als für uns sichtbar wurde; zudem war er kurzfristig als „Finanzier“ eingesprungen.
Eva-Maria Fischer
26 Wanderer erleben in Breslau faszinierende Gegensätze
Vom 1. bis 5. Juli zu Gast im Venedig des Ostens
Barocksaal (1732) der Aula Leopoldina der Universität Breslau - benannt nach dem Gründer der Universität Kaiser Leopold I
Die niederschlesische Metropole Breslau heißt heute Wroclaw und zieht Besucher mehr denn je in ihren Bann. Das liegt sicher auch an ihrer bewegten Geschichte.
Wroclaw ist eine faszinierende Stadt der Gegensätze, was vielleicht an der Mischung aus polnischer, deutscher, böhmischer und habsburgischer Vergangenheit liegt. Hier treffen alle Facetten der Architektur aufeinander: Vom gotischen Prachtbau bis zum sozialistischen Monumentalbau. Breslau ist aber auch eine Wasserstadt: Die Oder durchzieht die Stadt und ist ihr Ursprung und ihre Lebensader. Wegen der rund 130 Brücken wird Breslau auch „Venedig des Ostens“ genannt. Und Breslau ist natürlich eine Studentenstadt, was für junges und lässiges Flair sorgt.
Breslau gilt heute als eine der schönsten Städte Polens und begeistert. Vor allem der historische Marktplatz rund um das mittelalterliche Rathaus erstrahlt wieder in altem Glanz, trotz der schweren Schäden infolge des 2. Weltkriegs. 2016 war sie Europäische Kulturhauptstadt. 2018 wurde die Stadt an der Oder zur „European Best Destination“ gewählt.
Auf einer Wanderung des Weitgehclubs entstand die Idee, diese faszinierende Stadt zu besuchen. Einige Wanderer haben ihre familiären Wurzeln in Schlesien, Grund genug, um die Veränderungen zu den alten Bildern aus der Erinnerung von Urgroß- und Großeltern zu erkunden.
Siegmund Fröhlich hat ein spannendes Besuchsprogramm erarbeitet. Aufgrund seiner perfekten polnischen Sprachkenntnisse, des exzellenten Kontaktes zur Universität Breslau und seiner detaillierten Kenntnis aller Örtlichkeiten war er ein herausragender Reiseführer der Gruppe.
Nach einer entspannten Anreise erreichten wir am Abend unser schönes Hotel „Johannes Paul II“, gelegen auf der Dominsel. Im Restaurant „Paradiesgarten“ des Hotels konnten wir bei einem gemeinsamen Abendessen die deftige schlesische Küche kennenlernen.
Als Wanderer gingen wir natürlich zu Fuß der Architektur und Geschichte nach und legten jeden Tag zwischen 12 und 15 km zurück.
Unser Stadtspaziergang am Morgen des nächsten Tages führte uns zunächst zum Dom, Der Dom lag nur 150 Meter von unserem Hotel entfernt. Hier, auf der Oderinsel, begann im Jahre 1000 die Geschichte Breslaus. Auch wurde hier das erste polnische Bistum gegründet. Der Dom mit seinen 98 Meter hohen Türmen ist im gotischen Stil erbaut und bildet zusammen mit der auf der benachbarten Sandinsel gelegenen Kathedrale „St. Johannes der Täufer“ ein beeindruckendes gotisches Ensemble.
Auf dem Weg in das alte historische Zentrum überquerten wir eine der vielen Oderbrücken und gönnten uns noch einen Aufenthalt in der Markthalle, Die Markthalle wurde zwischen 1906 und 1908 an der heutigen Ulica Piaskowa (Sandstraße) erbaut. Das Dach wird im Inneren durch parabolische Stahlbetonkonstruktionen getragen. Die Markthalle ist einer der beliebtesten Märkte der Stadt und an sieben Tagen geöffnet. Viele Stände bieten hier fast alles an, von Gemüse und Früchten über Fleisch und Blumen hin zu importierten Produkten.
Von hier waren es nur ein paar Schritte zum Ring – den mittelalterlichen Marktplatz, der heute den Kern der Fußgängerzone bildet. Die Bebauung rund um den Ring erfolgte in verschiedenen Stilepochen: Der mittlere Teil des Ringes ist durch den Tritt (ein Mittelblock) besetzt, welcher aus dem Rathaus, dem Neuen Rathaus sowie zahlreichen Bürgerhäusern besteht.
Beeindruckend für uns war das Rathaus in spätgotischem Stil. Im 67 Meter hohen Turm befindet sich die älteste Turmuhr Polens, die im Jahr 1368 erbaut wurde. In den Kellern des Rathauses schauen wir in das älteste Restaurant von Europa, die „Piwnica Świdnicka“ – der „Schwiednitzer Keller“, wo schon Goethe eingekehrt ist. Nach der Restauration und Wiedereröffnung im vergangenen Jahr waren wir jedoch enttäuscht von dem Ergebnis, denn der alte Charme wich einer modernen Nüchternheit.
Gleich um die Ecke erlebten wir die schönsten und farbenprächtig rekonstruierten Bürgerhäuser am Salzmarkt (Plac Solny). Wie der Name verrät, wurde dort im Mittelalter Salz gehandelt. Umso überraschender war es, das heute hier vor allem Blumen angeboten werden – und zwar 24 Stunden rund um die Uhr.
Nach einem reichhaltigen Mittagessen in der Mensa der Universität besichtigten wir die prächtig restaurierte Aula Leopoldina der Universität. Nach dem Aufstieg auf den Turm genossen wir einen herrlichen Blick über die Stadt, die Oderinseln und die vielen Kirchtürme.
Ein Abendspaziergang in der wunderbar beleuchteten Stadt endete in der postkommunistischen Kneipe PRL am Ring. Wir machten Bekanntschaft mit hochprozentigen „Botenstoffen“ wie „Scharfer Lenin“ und Wodka Wroclaw.
Am nächsten Tag gingen wir am Oderufer entlang zur Panorama Raclawicka – einem berühmten Panoramagemälde auf 1.800 Quadratmetern Leinwand der siegreichen Schlacht polnischer Aufständischer über das russische Heer von 1794. Die Intensität der Darstellung und die malerische Akrebie beeindruckten uns.
Am Nachmittag gehörte unsere Aufmerksamkeit der Jahrhunderthalle. Vorbild für die Gesamtarchitektur einschließlich Rotunde war das Pantheon in Rom. Auch auf dessen stufenförmige Kuppelkonstruktion wurde zurückgegriffen. Insgesamt 32 geschwungene Binder halten die 42 Meter hohe Kuppel. Durch die terrassenförmig angeordneten Fensterreihen fällt das Licht in die Halle. Deren gesamter Durchmesser beträgt 130 Meter. Bis heute gilt der Bau als technische Meisterleistung. Er ist eines der ersten und bedeutendsten Beispiele der modernen Stahlbetonbauten des 20. Jahrhunderts. Mit seinen klaren Formen markiert er den Abschied vom Historismus und die Wende zum funktionalen Bauen.
Bei herrlichem Wetter schlenderten wir noch durch den benachbarten Japanischen Garten und die berühmte Pergola am Messezentrum und ließen den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen bei Wasserspielen mit Musikuntermalung auf der Terrasse des Messerestaurants ausklingen.
Das Abendessen schmeckte uns unter Sonnenschirmen im Paradiesgarten unseres Hotels direkt an der Oder.
Am folgenden Tag besuchten wir die technische Universität, zu der Siegmund über den Studentenaustausch aus seiner beruflichen Tätigkeit als Hochschullehrer beste Kontakte unterhielt. Direkt an der Oder gelegen betraten wir ein ehrwürdiges Hauptgebäude mit historischer Beleuchtung. Hier ist übrigens der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ehrendoktorwürde verliehen worden. Bei einer Führung durch die Fakultät Maschinenbau konnten wir uns vom sehr hohen Niveau von Forschung und Lehre überzeugen. Zum Abschluss wurden wir noch vom Direktorat empfangen. Eine besondere Ehre für uns.
Mit einer Schiffsrundfahrt auf der Oder ließen wir den Tag entspannt ausklingen. Eine Stadt von der Wasserseite aus zu erleben, verschaffte uns noch einmal ganz besondere Eindrücke, zumal wir unter der beeindruckenden ehemaligen Kaiserbrücke hindurch fuhren.
Einen feuchtfröhlichen Ausklang unserer Reise feierten wir am Abend unter den Markisen der Micro-Brauerei Spiz am Marktplatz, wo uns auch ein kleiner Regenschauer nichts anhaben konnte. Neben dem schmackhaften Bier wird uns das Schmalzbrot in guter Erinnerung bleiben.
Was haben wir noch erfahren: viel Geschichte – Kriege, Vertreibungen, Demokratisierungsprozesse – Zwergologie: überall im Stadtgebiet - Hintergrund für die Breslauer Maskottchen war die politische Oppositionsbewegung „Orange Alternative“, die in den 1980er Jahren mit Aktionen wie Demonstrationen mit Zwergenmützen Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt und einen gusseisernen Zwerg (Papa Zwerg) in der Breslauer Altstadt aufgestellt hat, den Kulturpfad, wo auf wenigen Metern 20 Bronzeplatten in den Weg eingelassen sind, die die wichtigsten Entwicklungen vom Jahre 1000 bis heute dokumentieren, und, und, und…
Auf der Rückreise hatten wir viel Gelegenheit, uns über die unglaublich intensiven Eindrücke auszutauschen. Unser besonderer Dank galt jedoch Siegmund Fröhlich für seinen Einsatz, seine Leidenschaft und Begeisterung, mit der er diese Reise geplant und durchgeführt hat. Mit einem kleinen Geschenk und donnerndem Beifall bedankte sich die Gruppe bei ihm.
Berndt Wozniak
15.07.2022
Wieder unterwegs: Sonntagswanderer auf Erkundungstour in Ostfriesland
Kulturwanderung führt in die Krummhörn

Nach zweijähriger coronabedingter Pause starteten endlich wieder 38 Sonntagswanderer am 8. Mai 2022 zu einer „Kulturwanderung“, die von Anne Dobrat und Heiko Dinklage sehr gut vorbereitet und durchgeführt wurde. Mit dem Bus erkundeten wir die Krummhörn, gelegen im Nordwesten Ostfrieslands, wo sie die Stadt Emden westlich bis nördlich umrahmt, aber dennoch zur Gemeinde Aurich gehört. Sie liegt teilweise mehr als 2 m unter dem Meeres-spiegel und wird von ca. 13.000 Einwohnern besiedelt, die in 19 kleinen Ortschaften leben. Frühlingswetter verwöhnte uns den ganzen Tag über. Farblich dominierten in der Landschaft das satte Grün der Wiesen, das Gelb vieler blühender Rapsfelder und das Blau des Himmels.
Zunächst besichtigten bei in einer Führung die Kirche in Suurhusen, erbaut im 13. Jahrhundert. Deren Turm weist eine größere Neigung (Neigungswinkel 5,07°) auf als der bekannte Schiefe Turm von Pisa (3,9°). Der Grund für das Absacken des Turmes war sein Anbau erst gut 200 Jahre später auf dem weniger befestigten Boden. Erst nach mehreren Sicherungsversuchen des Turmes in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist die Neigung zum Stillstand gekommen. So konnte die Kirche, nachdem sie zeitweise „aufgegeben“ worden war, nach der Sanierung wieder für die Gemeinde geöffnet werden. Hingewiesen wurden wir auf einen eingemauerten hellen Sandstein, der die Höhe einer Flut aus dem Jahr 1570 in einer Höhe von 4,40 m über NN markiert!
Nach einem schmackhaften Mittagessen in der Alten Brauerei in Pilsum unternahmen wir mit unserem Bus eine dreistündige Rundfahrt durch eine Vielzahl dieser kleinen Ortschaften und erfuhren von einer kompetenten Gästeführerin viel Wissenswertes über die Geschichte der Krummhörn, den Aufbau der Dörfer, über den Deichbau und Hochwasserschutz. Da die Menschen mehrfach dem Meer Land abgerungen haben, muss ständig durch Siele und Schöpfwerke entwässert werden, da große Landflächen – wie schon erwähnt – unter dem Meeresspiegel liegen. Das gewonnene Land, das sog. Polderland, ist sehr fruchtbar und somit für Weizenanbau geeignet ist, während ansonsten viel Viehwirtschaft betrieben wird.
Besiedelt wurde das Land früher in Runddörfern, die zum Hochwasserschutz in der Regel auf einer Warft errichtet wurden mit der Kirche auf dem höchsten Punkt in der Mitte des Ortes, wobei der Kirchturm auch oft als Schutzturm diente. Die Häuser gruppierten sich in zwei konzentrischen Kreisen um die Kirche. Im äußeren Ring standen die Bauernhäuser, vielfach große Gulfhäuser, deren Hofeinfahrt für Ernte und Vieh nach hinten zu den Feldern und Wiesen lag. Die Wohnhäuser der Kleinsiedler und Arbeiter befanden sich im inneren Ring. - In jedem Dorf, das wir passierten, sahen wir eine alte Kirche, vorwiegend sind es evangelisch-reformierte Kirchen, also reine Predigtkirchen ohne Schmuck. Die Ziegelsteine dieser alten Kirchen enthielten vielfach als Beimischung Muschelkalk und das Mauerwerk wurde oft mit Muschelkalk verfugt, der elastisch ist und Bodenschwankungen auf diesem instabilen Untergrund aushalten kann. Dadurch sind viele der alten Kirchen erhalten geblieben. Einige Windmühlen waren ebenso zu sehen wie ab und an erhaltene alte Häuptlingsburgen, die heute - wie auch die Windmühlen - meist als Museum dienen.
Mehrfach verließen wir den Bus und besichtigten z. B. das schönste und besterhaltene Runddorf „Rysum“ und die dortige Kirche; wir sahen den höchsten Leuchtturm Deutschlands in Campen, erbaut 1890, mit einer Höhe von 63,5 m aus der Nähe, und wir ließen an der Knock, der südwestlichsten Landecke der Krummhörn, den Blick über die Emsmündung hinüber nach Holland schweifen und uns dabei eine frische Brise um die Ohren wehen.
Die Krummhörn lebt stark vom Tourismus, was wir nach unserer Rundfahrt bei einem Spaziergang durch Greetsiel beobachten konnten. Auch an unserem Ausflugstag, einem Sonntag, waren zahlreiche Geschäfte geöffnet, es herrschte in den Straßen reges Treiben, die große Krabbenkutterflotte lag wegen der Sonntagsruhe geradezu malerisch im Hafen, der seit 30 Jahren durch eine Schleuse tideunabhängig ist. Greetsiel ist jetzt der bekannteste Ort der Krummhörn, seit sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Künstler dort ansiedelten. Mehr als 60 % der Wohnungen sind allerdings Fremdeigentum.
Manch einer von uns hatte in Greetsiel Mühe, einen Sitzplatz in einem Café zu finden, um sich für die Rückfahrt mit Tee/Kaffee und Kuchen zu stärken. Alle Teilnehmer waren mit diesem wunderschönen Tag sehr zufrieden und so danken wir auch auf diesem Wege nochmals herzlich Anne und Heiko für die Idee und die Organisation dieser gelungenen Kulturwanderung Eva-Maria Fischer
Wanderstrecken in und um Oldenburg

In Zeiten von Corona, stellt die Wanderabteilung des OTB untenstehende Wanderstrecken zum Download bereit.
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